Gefallenenehrenmal

Das Ehrenmal für die Kriegsgefallenen in Neudorf

Der erste Weltkrieg endete im Jahr 1918 und hatte dem deutschen Volk eine herbe Niederlage beschert. Viele Menschen, vor allem Soldaten, hatten in diesem unsinnigen Krieg ihr Leben lassen müssen und auch die Zivilbevölkerung musste nun mit den sich an-schließenden Entbehrungen, seelischen Belastungen sowie den Schäden an ihren Häusern/Wohnungen und der gesamten Infrastruktur des deutschen Landes so gut wie möglich zurechtkommen.

Nachdem die Weimarer Republik gescheitert war und die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler 1933 das sogenannte 3. Reich ausgerufen hatten, stellte die Schande des verlorenen Krieges in ihren Augen einen auf dem deutschen Volk immerwährend lastenden Makel dar, der sich innerhalb der neuen Führung des deutschen Volkes verfestigte und so-mit schlussendlich zum 2. Weltkrieg führte.

Die im Krieg gefallenen Soldaten sollten deshalb als Helden geehrt werden, aber vor al-lem auch die Erinnerung an sie sollte niemals in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund begannen die einzelnen Gemeinden und Städte, nachdem die Spuren des Krieges so weit wie möglich beseitigt waren, Denkmäler anzulegen. Für die nachfolgenden Gene-rationen sollten diese Gefallenen als Mahnung dienen, dass niemals mehr Söhne oder Väter ihr Leben in Kriegen opfern müssten.

Auch Neudorf hatte die nachfolgend aufgeführten 12 junge Männer zu beklagen, die allzu früh ihr Leben für das Vaterland opfern mussten.

Gefallen in Balwelse, Galizien

Gefallen in Arras, Frankreich

Zu ihrem Gedenken wurde ebenfalls ein Ehrenmal geplant, dass im Grundriss ein Achteck aufweist und mit einem inneren Durchmesser von ca. 9,00 m durch eine ca. 1,00 m hohe Buntsandsteinmauer umschlossen wird, die zur Aufnahme von Bronzetafeln mit den Namen der Gefalle-nen dienen sollte. Als Standort wurde ein Platz gewählt, der in Verlängerung der in den Ort hereinführenden Straße aus Aufenau lag, so dass dieses Ehrenmal schon von weitem zu erkennen sein sollte. Dieses Achteck öffnet sich zur Straßenseite hin mit drei Stufen. Eine mittig angeordnete Stele, ebenfalls aus Buntsandstein bestehend, weist diese Stelle als Gedenkstätte aus. Den oberen Abschluss bildet ein stilisier-tes Kreuz mit Kranz. Diese Stele wurde mit dem Text „Unseren Gefallenen 1914 – 1918“ versehen.

Nach der Erstellung im Jahr 1936 wurde in einem festlichen Akt, dem zuvor unter großer Beteiligung der Bevölkerung und entsprechenden Funktionsträgern der NSDAP ein Fest-umzug durch das Dorf erfolgte, diese Gedenkstätte eingeweiht.

ls dieses Denkmal errichtet wurde war noch nicht vorhersehbar, dass die hintere Wand noch mehrere Bronzetafeln mit den Namen, Geburts- und Sterbejahr der jeweils Gefalle-nen aus einem weiteren Krieg, dem 2. Weltkrieg, aufnehmen musste. Sie wurde nach dem zweiten Weltkrieg in zwei Stufen abgetreppt auf ca. 1,40 m Höhe erhöht. Ebenfalls wurde der ursprünglich auf der Stele angebrachte Text durch eine Figur ersetzt, die eine knieende, ganz offensichtlich um ihren Sohn oder Gatten trauernde junge Frau darstellt, mit dem darunter befindlichen Text: „Gedenket der Opfer“.

Auch in diesem Krieg mussten wieder junge Söhne und Väter ihr Leben lassen. Sie hinter-ließen unsagbares Leid unter der Bevölkerung von Neudorf. Es starben nachfolgend auf-geführte 26 junge Männer:

Gefallen in Russland

Gefallen in Kalinin, Russland

Gefallen in Kalobeija, Russland

Gefallen in Orel bei Kiew, Russland

Gefallen in Chachow, Russland

Gefallen in Netuno, Italien

Gefallen in Kirowograd, Russland

Gefallen in Alibuna, Banat, Rumänien

Gefallen in Klausenburg, Ungarn

Gefallen in Erlen, Lothringen

Gefallen in Fünfkirchen, Ungarn

Gefallen in Rumänien

Gefallen in Warschau, Polen

Gefallen in Königsberg

Eine hinter der Stelle angepflanzte Eiche hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem mächtigen Baum entwickelt.

Durch die viele Jahrzehnte spätere Schließung des Bahnüberganges und den Bau einer Brücke über die Bahnstrecke führt die aus Aufenau kommende Straße nunmehr auf das ehemalige Rathaus zu, in die Ortsmitte von Neudorf. Der Gedenkplatz ist somit nur noch für die Anwohner, Besucher und Passanten ersichtlich.

So einheitlich die Tafeln sind, so unterschiedlich waren die einzelnen Charaktere der Gefallenen. Welche Talente, Träume oder Fähigkeiten sind durch den Tod dieser jungen Menschen so abrupt zu Ende gegangen? Jeder Politiker oder Andersdenkender auf der Welt sollte sich bei seinen Entscheidungen hinsichtlich kriegerischer Auseinandersetzungen oder anderer Gewaltanwendungen nicht von Machtgefühlen leiten lassen, sondern vor entsprechenden Handlungen eines dieser Mahnmale aufsuchen um über den Sinn und Zweck des Lebens nachzudenken.

Die Jahre gingen auch an diesem Denkmal nicht spurlos vorüber, es zeigten sich witterungsbedingte Schäden, wie ausgewaschene Fugen und dadurch herausgefallene Buntsandsteine. 2002 wurden durch 4 Neudorfer Mitglieder des Ortsbeirates, von links nach rechts: Ortsvorsteher Frank Schneider, Gerhard Seitz, Joseph König und Oliver Peetz; die Schäden ausgebessert, so dass nunmehr eine weitere Nutzung für mehrere Jahre gesichert wurde.

Im Gedenken an diese unsinnigen Verluste an jungen Menschenleben findet jedes Jahr zum Volkstrauer-tag eine Gedenk-veranstaltung mit Kranzniederlegungen statt. In zwei Feuerschalen, die beidseits auf den abgetreppten Mauer stehen, werden zuvor Gedenkfeuer angezündet. Die ehe-maligen Feuer-schalen wurden jedoch 2017/18 von Altmetalldieben, die weder vor Ehrenmälern noch Friedhöfen Respekt haben, entwendet. Nunmehr werden in zwei kleineren mobilen Feuerschalen die Flammen entzündet. Seitens des Ortsbeirates wird nach einer kurzen Ansprache ein Kranz an einem der beiden an den Mauern vorhandenen Haken aufgehängt. Auch seitens der Neudorfer Vereine wird in wechselnder Reihenfolge eine kurze Ansprache gehalten. Im Anschluss daran wird ebenfalls ein, von dem jeweiligen Verein gestifteter Kranz im Gedenken an die Gefallenen im Namen aller Neudorfer Vereine an einem weiteren Haken aufgehängt.

Uns bleibt nur zu hoffen, dass diese Wand in Zukunft nicht mit noch weiteren Tafeln aus-gestattet werden muss und der Frieden uns weiterhin erhalten bleibt.