Ursula Döll

Angler-Club „Westend“ e.V. (ACW) – seit 50 Jahren in Neudorf

1913 – ein Jahr vor Ausbruch des 1. Weltkrieges – gründete Willi Huth mit seinen Kameraden vom Frankfurter Eisenbahnausbesserungswerk den Angler Club. Zum Angeln fuhr man erst an den Main und nach dem Krieg an die Kinzig.

In Neudorf konnte ein Grundstück erst gepachtet, später dann erworben werden und im Sommer 1926 wurde das Clubhaus in der Nähe des damaligen Bahnübergangs eingeweiht.

Am Wochenende oder im Urlaub wurde mit dem Zug von Frankfurt nach Wächtersbach gefahren und von dort ging es zu Fuß nach Neudorf. Geangelt wurde in den großen Kinzigschleifen und im Clubhaus wurde gefeiert.

Schrankenwärter Müller hatte die Verwaltung des Clubhauses übernommen.

Wegen überfüllter Züge fuhren viele Mitglieder nach dem 2. Weltkrieg mit dem Fahrrad nach Neudorf. Da das Clubhaus mit Flüchtlingen belegt war, mussten andere Übernachtungsmöglichkeiten in der Umgebung gesucht werden.

Nachdem die Mitgliederzahl auf 200 gestiegen war, entschloss man sich 1950 zum Bau eines zweiten Clubhauses direkt neben dem ersten.

In diesen Jahren wurde das Clubhaus von Frau Liesel Galus, später verheiratete Metzler, betreut. 1957 schloss der Verein ein Pachtverhältnis mit der fürstlichen Verwaltung über die Weiher bei Wittgenborn ab.

1975 konnte der Erlenwiesenweiher und einiges Umland vom Fürst zu Ysenburg gekauft werden. Zur Mitfinanzierung des Vorhabens wurden die beiden Clubhäuser in Neudorf verkauft.

In diesen rund 50 Jahren entwickelten sich viele Freundschaften zwischen den Anglern und den Bürgern von Neudorf, wie Frau Ursula Döll berichtet:

Frau Döll trat 1968 dem Verein bei und war von 1969 bis 1994 Kassenwartin im Verein. Sie war ursprünglich nur Ihrem Ehemann Reinhold – er war seit 1967 im Verein – zu Liebe eingetreten, doch bald entwickelte Sie sich auch zur Sportanglerin. Sie wohnten damals noch in Frankfurt a. M. und verbrachten viele Wochenende in Neudorf an der Kinzig. Manchmal konnte nur Ihr Ehemann im Clubhaus übernachten, dann schlief sie auch schon mal im Auto. Es wurde auch einige Male in der Quelle in Aufenau übernachtet. Andere Mitglieder fanden Unterkunft in Neudorf. z. B. bei Familie Bischof und Henkel.

Als sie 1970 den Obstgarten von Frau Katharina Kistner, geb. Ditzenberger pachteten konnten, diente fortan eine Art Wohnwagen auf diesem Gelände, mit Genehmigung des Bürgermeisters Georg Simon, als Unterkunft.

1975 konnte das Grundstück erworben werden. In den Jahren 1992- 1994 wurde das jetzige Haus erbaut.

Reinhold Döll war bei der Berufsfeuerwehr beschäftigt, aber von Beruf Dachdecker und konnte deshalb am Clubhaus, wie auch bei anderen Gebäuden in Neudorf beim Dachdecken helfen.

So baute er 1974 zusammen mit Max Drexler ein neues Clo für die Angler.

Aus dem „ACW Kurier“ dem Mitteilungsblatt des Vereins geht hervor, dass nicht nur das Angeln und der Fischbesatz im Vordergrund standen, sondern auch der Gewässerschutz. In jedem Frühjahr wurden die Gewässer von Unrat und Müll in mühevoller Handarbeit gesäubert.

Die Angelgewässer des Clubs, gelegen zwischen Gelnhausen und Schlüchtern, waren einmal klare, saubere und fischreiche Flüsse, Bäche und Weiher. In den 60er Jahren wird der Verschmutzungsgrad, insbesondere in der Kinzig, immer beängstigender. Die Gefahr von Fischsterben wird immer größer. 1970 war die Kinzig praktisch tot!

So war der ACW Initiator der sogenannten „Petri-Stiftung e.V.“ einer Gemeinschaft zum Schutz der Umwelt und der Gewässer eingetragen im Jahre 1971. Seit Oktober 1973 wurde diese Stiftung dann vom Verband Deutscher Sportfischer e.V. (VDSF) getragen.

Seit 1984 wird jedes Jahr der „Fisch des Jahres“ gekürt. Anfangs noch von der Petri- Stiftung gekürt übernahm der VDSF e.V. bereits 1991 die Ernennung des „Fisch des Jahres“ und seit 2013 der DAFV e.V. als Nachfolger der beiden Anglerverbände VDSF und DAV.

Der „Fisch des Jahres“ soll auf schädigende Einflüsse des Menschen auf die Lebensräume der jeweiligen Fische hinweisen.

In der Ausgabe Dezember 1972 veröffentlichte der 1. Vorsitzende Fritz Barkowsky einen noch heute beachtenswerten Artikel: „Die Natur – ein wehrloses Ausbeuteobjekt“.

Quelle: Frau Döll, ACW Kurier, HGV Heft 2015

Hier geht es zur Website des Angler-Clubs „Westend“ e.V.

Anglerheim Westend