Christliche Kirche

Die Geschichte der Neudorfer Kirche

1. Klimatische Ereignisse und vorbereitende Schritte

Aufgrund fehlender kirchlicher Räumlichkeiten in Neudorf mussten sich die Glaubensschwestern und -brüder beider Konfessionen zum Gottesdienstbesuch oder anderen kirchlichen Veranstaltungen nach Aufenau in die katholische Kirche begeben, die somit als Simultankirche diente.

War die Straße zwischen Aufenau und Neudorf infolge Hochwassers nicht passierbar, wurde der aufgeständerter Bohlenweg benutzt, der für diese Fälle quer durch die Wiesenaue als Notbehelf vorhanden war. Dies stellte für die Nutzer des Weges, vor allem auch der älteren Kirchenbesucher, jedes Mal eine beschwerliche, wenn nicht gar riskante oder unpassierbare Passage dar. Bereits seit Jahrzehnten wurde deshalb seitens der Seelsorger beider Konfessionen der Wunsch nach einer eigenen Kirche in Neudorf erwogen.

Der Versuch der Nachbargemeinden Weilers und Hesseldorf zusammen mit Neudorf eine gemeinsame Kirche an der Kreuzung zwischen den drei Orten zu bauen, wurde im Frühjahr 1958 aus mehreren Gründen abgelehnt, u.a. auch wegen seit langer Zeit bestehender Zusammenhänge der jeweiligen Orte mit den Pfarreien in Wächtersbach und Aufenau.

Am 01. August 1958 zog ein orkanartiger Sturm durch das Kinzigtal und hinterließ eine Schneise der Verwüstung. Hunderte von Bäumen wurden entwurzelt, Neudorf aber wurde wie durch ein Wunder weitestgehend von diesem Unwetter verschont. Zum Dank vor Bewahrung größerer Schäden trugen Bürgermeister Georg Simon mit dem Kirchenältesten und 1. Beigeordneten Otto Schröder Pfarrer Friedrich Malkemus den Wunsch der Gemeinde Neudorf zum Bau einer Kirche vor. Die Gemeinde wolle das Bauland, Rundholz zum Bau sowie 50.000 DM aus dem Verkauf des durch den Sturm angefallenen Holzes als Grundlage für den Neubau zur Verfügung stellen. Nachdem Pfarrer Malkemus nach Rücksprache mit seiner vorgesetzten Behörde einen positiven Bescheid erhielt, konnte am 13. April 1959 eine Ortsbesichtigung und Vorbesprechung stattfinden. Außer Bürgermeister Georg Simon, Pfarrer Friedrich Malkemus und dem Kirchenältesten Otto Schröder nahm Landeskirchenbaurat Maurer vom Landeskirchenamt in Kassel teil. Geeinigt wurde sich auf einen Bauplatz an der Gabelung zwischen der Straße nach Weilers und dem zum Gemeindewald führenden Weg, am sogenannten Dreschplatz. Diese Festlegung wurde abhängig gemacht von der Zustimmung der Gemeindevertretung zum Bau der Kirche, der Bereitstellung der 50.000 DM sowie der Zustimmung und Beteiligung seitens der katholischen Kirchengemeinde, die bisher noch nicht eingebunden war.

Zwei Tage später am 15. Mai 1959 beschlossen die Gemeindevertreter einstimmig den Bau einer Doppelkirche mit zwei getrennten Kirchenräumen, einer Leichenhalle sowie einem separaten Glockenturm. Als Vergleich wurde auf den Kirchenbau von Lettgenbrunn verwiesen.

Daraufhin teilte Bürgermeister Georg Simon am 17.Mai 1959 schriftlich der katholischen Kirchengemeinde den Beschluss der Gemeindevertreter mit.

Die katholische Kirchengemeinde, vertreten durch Pfarrer Georg Hauck, informierte Bürgermeister Georg Simon am 04. Juli 1959 von der grundsätzlichen Billigung des Kapitularvikariates Fulda zur Errichtung eines Gottesdienstraumes für ca. 60 Sitze. Für eine Finanzierungszusage bedürfe es jedoch vorab der Vorlage einer Architekturzeichnung.

2. Planung, Grunderwerb und Einholung von Angeboten

Landeskirchenbaurat Maurer aus Kassel wurde nunmehr der Planungsauftrag für diese Kirche übertragen. Die Kirche sollte aus zwei eigenständigen Kirchenräumen unterschiedlicher Größe, einer Leichenhalle sowie einem Glockenturm bestehen. Aufgrund des unterschiedlichen Verhältnisses der Kirchenmitglieder beider Konfessionen, wurde die Raumgröße für den evangelischen Teil mit 60 % und für den katholischen Bereich mit 40 % angesetzt.

Nach erfolgter Planung wurden die durch Landeskirchenbaurat Maurer vorgelegten Baupläne während einer Besprechung am 20. November 1959 vom Vertreter des Landeskirchenamtes zu Kassel sowie des Bischöflichen Ordinariats zu Fulda genehmigt. Die räumliche Aufteilung entsprach ebenso den Wünschen beider Kirchengemeinden wie auch ihr architektonischer Stil.

Ein, für den evangelischen Bereich, fünfeckiger Kirchenraum schließt in einem stumpfen Winkel an den rechteckigen katholischen Kirchenraum an. Ein Betonringanker umschließt sichtbar als Gesimsband das gesamte Kirchengebäude als Zeichen der Verbundenheit. Die Leichenhalle, unter dem evangelischen Kirchenraum angeordnet, weist eine Doppeltüre in Richtung der Friedhofszufahrt auf. Die hölzerne und mit Kupferfolie eingedeckte Dachkonstruktion wird innen mit französischer Kiefer verkleidet. Die Fußböden werden mit Spaltklinker versehen. Über eine Freitreppe, die unter dem Campanile artigen Glockenturm verläuft, ist der Vorhof des erhöht liegenden Kirchenplatzes zu erreichen. Der erhöhte Stand der Kirche sowie der Vorplatz werden durch eine Betonmauer parallel zu den Straßen auf zwei Seiten gesichert, nur unterbrochen durch die Freitreppe.

Der Erwerb der für den Kirchenbau erforderlichen Grundstücke von Herrn Joffroy (9,97 a) und Herrn Kolb (22,84 a) wurde auf der Gemeindevertretersitzung am 23. Mai 1960 einstimmig beschlossen; vorausgesetzt einer Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde, die jedoch ohne großen Aufwand eingeholt werden konnte.

Auf der Sitzung am 18. Juni 1960 erfolgte der Beschluss durch die Gemeindevertreter,

  • die Maurerarbeiten an die Firma August Schneider in Neudorf,
  • die Zimmerarbeiten an die Firma Himmler in Wittgenborn,
  • die Dachdeckerarbeiten an die Firma Hofacker in Bad Orb,
  • die Spengler Arbeiten an die Firma Henney in Gelnhausen sowie
  • die Schlosserarbeiten an die Firma Noll in Wächtersbach

zu vergeben.

Nachdem am 31.10.1960 der Bauschein zum „Bau einer Doppelkirche mit freistehendem Glockenturm“ durch den Kreisausschuß des Landkreises Gelnhausen erteilt wurde, konnte mit den Arbeiten begonnen werden.

3. Baubeginn und Bestellung von Glocken und Orgel

Mit der Bauaufsicht wurde der Architekt Georg Reuther aus Hailer-Gelnhausen beauftragt. Die Zuständigkeit für die Inneneinrichtung des katholischen Raumes übernahm Bauleiter Schick aus Fulda.

Nachdem die Landeskirche von Kurhessen und Waldeck einen Betrag von 55.000 DM für den ersten Bauabschnitt bereitstellte, Spenden vom Bistum Fulda, vom Bonifatiusverein aus Paderborn, vom Schutzengelverein, sowie von vielen Neudorfer Bürgern über 2 Jahre lang gesammelt waren, konnte der Maurermeister August Schneider mit dem Bau beauftragt werden. Die Erdarbeiten erfolgten durch Neudorfer Ehrenamtliche unter maßgeblicher Mithilfe von Soldaten der in Gießen stationierten Bundeswehr, die unter der Leitung des hier ortsansässigen Hauptmanns Willi Müller standen und mit ihren Baufahrzeugen einen entscheidenden Beitrag dazu leisteten.

Die Grundsteinlegung für den katholischen Teil der Kirche erfolgte am 28.Oktober 1960 durch Pfarrer Georg Hauck unter Beteiligung des Prälaten Plettenberg und für den evangelischen Kirchenteil am 30. Oktober durch Pfarrer Friedrich Malkemus. In den Grundsteinen wurden jeweils Urkunden verwahrt, die den zurzeit gegenwärtigen kirchlichen und politischen Stand sowie den, mit dem Kirchenbau verbundenen Begebenheiten darstellen.

Nachdem der Rohbau stand, konnte am 21.12.1962 der Rohbauabnahmeschein durch den Kreisausschuß des Landkreises Gelnhausen erteilt werden

Unabhängig von dem Bauablauf wurden bereits 1960 die erforderlichen Glocken für das Vierergeläut bei der Firma Rincker in Sinn in Auftrag gegeben und gegossen. Die ortsansässige Firma Varta Plastic stiftete dankenswerter Weise die kleinste Glocke mit dem darauf enthaltenen Text: „So wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns“. Auf der mittleren Glocke mit dem Ton d„ steht: „Niemand kommt zu Gott denn durch mich“. Die große Glocke, auch Gebetsglocke genannt, mit dem Ton c„, weist die Inschrift auf: „Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei“. Und auf der vierten, der Totenglocke mit dem Ton f„` wurde der Spruch: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ verewigt. Die Leuteanlage wurde bei der Firma Herforder Läutemaschinen „VOCO“ bestellt und durch diese eingebaut. Unter reger Beteiligung der Bevölkerung, die auch mit ihren Geldspenden die Anschaffung ermöglichte, wurden in einem festlichen Rahmen die Glocken nach Erstellung des Kirchturms in diesen eingehängt.

Als weithin sichtbares Zeichen weist ein Kreuz auf dem Dach des evangelischen Kirchenbereiches dieses Gebäude als christliche Kirche aus. An der Außenwand des katholischen Bereiches ist ein kupferner Hahn befestigt. Mit ihm soll auf den Text in der Bibel unter Markus 14,30 verwiesen werden, in dem Jesu am Abend vor seiner Gefangennahmen nach dem Abendmahl zu seinem Jünger Petrus sagte: „Noch heute nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“.

Nun war noch eine Orgel für den evangelischen Kirchenraum erforderlich. Dazu wurde der Orgelbauanstalt Bosch in Kassel der Auftrag zum Bau einer fünfregistrigen Orgel in Auftrag gegeben. Zum Bau dieser Orgel, deren Fertigstellung für Ende des Jahres 1962 vorgesehen war, wurden durch die Gemeinden des Sprengels Hanau 2.500 DM und 8.000 DM durch die Landeskirche beigetragen. Der katholische Kirchenraum bot aufgrund der eingeschränkten räumlichen Verhältnisse nur Platz für ein Harmonium, das zu einem späteren Zeitpunkt durch eine elektronische Orgel ersetz wurde. Das Kirchengestühl, durch eine externe Schreinerei erstellt, baute die ortsansässige Schreinerei Joffroy ein.

4. Die Kircheneinweihung

Am 2. Sonntag im Mai, es war der 13. Mai1962, wurde um 14.30 Uhr mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der Schule der Festakt der Kircheneinweihung begonnen. Anschließend zogen die geistlichen Würdenträger zusammen mit den Neudorfer Bürgern, Gästen und Vereinen in einem Festzug zu dem neu errichteten Gotteshaus. Dort überreichte Architekt Georg Reuther Bürgermeister Georg Simon die Schlüssel zu den jeweiligen Kirchenräumen, die dieser weiterreichte an Pfarrer Friedrich Malkemus sowie den zukünftigen Küster der katholischen Kirche, Gottfried Metzler.

Unter Beteiligung der katholischen Bevölkerung konnte nun der für sie zuständige sakrale Raum durch Prälat Hunzinger, der im Auftrag des Herrn Bischof Dr. Adolf Bolte gekommen war, sowie Pfarrer Georg Hauck, Pater Jordan aus Salmünster und Dechant Böhme aus Wirtheim geweiht werden, nachdem zuvor dem Prälaten ein Blumenbukett überreicht und ein Gedicht durch Klaus Hamann vorgetragen wurde. Unter dem Banner der katholischen Jugend zogen die Würdenträger zusammen mit der Gemeinde in das neue Gotteshaus ein.

Zeitgleich weihten die zahlreichen evangelischen Christen von Neudorf den neuen Kirchenraum zusammen mit ihrem Pfarrer Friedrich Malkemus und Probst Martiny aus Hanau ein. In seiner Festpredigt hoffte Probst Martiny, dass das Nebeneinander beider Konfessionen in dieser Kirche zum Segen gereiche, wenn ein edler Wettstreit in der Lobpreisung Gottes herrsche. Zu diesem Ereignis waren auch Dekan Maue aus Gelnhausen und zahlreiche Geistliche des Kirchenkreises Gelnhausen angereist. Kirchenältester Otto Schröder stiftete als noch fehlendes aber wichtigstes Element in der Kirche die Altarbibel.

Zu Ehren des Evangelisten Johannes wurde die Kirche „Johanneskirche“ benannt. Der Gedenktag des heiligen Johannes findet am 27. Dezember statt.

Am 22.01.1963 erteilte der Kreisausschuß des Landkreises Gelnhausen dann den Schlussabnahmeschein.

5. Ausstattung der sakralen Kirchenräume

Für den evangelischen Kirchenraum drechselte Anton Müller einen großen Kerzenständer zur Aufnahme der Osterkerze. Seine Gattin, Marianne Müller, diente der Kirche 26 lang als Küsterin und wurde am 22. Mai 2002 für ihre Verdienste mit einer Urkunde sowie einer Dankplakette von der „Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck“ geehrt. In liebevoller Arbeit erstellte sie einen in immer wieder überraschender Weise zusammengestellten Altarschmuck in Form von Blumengebinden.

Ebenso diente Gottfried Metzler, der zu Beginn seines Küsteramtes in Eigenleistung den Altar aus Holz, das als Ambo bezeichnete Rednerpult sowie die Stele für den Tabernakel fertigte, der katholischen Kirchengemeinde über vierzig Jahre. Während eines Gottesdienstes am 13. Mai 2002 wurde dieses Engagement durch Pfarrer Koska und Pfarrgemeinderatsmitglied Paul Diedenhoven entsprechend gewürdigt.

Das ortsansässige Ehepaar Preis stiftete die Figuren des Kreuzweges, die die Innenwände des katholischen Kirchenraumes zieren. Die Kreuzigungsgruppe über dem Altar wurde bei einem Herrgottsschnitzer in Oberammergau bestellt und sollte nach Fertigstellung von Pfarrer Georg Hauck, dem Küster Gottfried Metzler sowie Herrn Rieger abgeholt werden. In Oberammergau verstarb jedoch ganz plötzlich Pfarrer Georg Hauck, so dass die Herren Metzler und Rieger die Kreuzigungsgruppe alleine nach Neudorf brachten und mit der tragischen Nachricht eine große Trauer in der Kirchengemeinde auslösten.

6. Instandsetzungsarbeiten und Überdachung der Parkplatzfläche

Die Jahre gingen nicht spurlos an dem kirchlichen Gebäude vorüber. 1978 wurde die Erneuerung der Kirchenaußenfläche erforderlich. Das ursprünglich verfugte Mauerwerk erhielt einen farbigen Putz.

In ehrenamtlicher Arbeit wurden die Innenräume 1999 neue gestrichen. Herr Heinz Weisgerber verlegt vorher die Stromleitungen unentgeltlich neu und der Einbau neuer Fenster im katholischen Bereich wurde erforderlich. Die Treppe zur Empore im evangelischen Teil bedurfte eines Abschliffs mit einer Neuversiegelung.

Im Jahre 2005 ermöglichte ein Zuschuss der Stadt Wächtersbach, im Rahmen der Ortserneuerung, die Realisierung einer Überdachung der Parkplatzfläche im hinteren Kirchenbereich nach Plänen von Gerhard Seitz. Dadurch wurde ein Regen-/Sonnenschutz für die Trauergemeinde bei Trauerfeiern geschaffen. Der Ortsbeirat von Neudorf leistete in Eigenleistung durch Grundieren und das Versehen der Balken mit einem Anstrich einen entsprechenden Beitrag, so dass die Kosten gesenkt und somit im Finanzierungrahmen gehalten werden konnten.

Der Außenbereich rund um die Kirche war im Laufe der Jahre durch wilden Bewuchs unansehnlich geworden, ebenso wiesen die Stützmauern Verschmutzungen auf sowie Bewuchs von Moos bzw. Algen und Flechten. In ehrenamtlicher Arbeit wurden 2010 zahlreiche Maßnahmen wie Roden von Bewuchs auf den umgebenden Böschungen, Abstrahlen der Stützmauern sowie Neubepflanzung der Böschung neben der Freitreppe in Form eines Fischumrisses, als christliches Zeichen, durchgeführt.

Aufgrund von Frostschäden an der Freitreppe, die eine gewisse Unfallgefährdung darstellten, wurden diese ebenfalls in ehrenamtlicher Arbeit durch mehrere Ortsmitglieder 2011 beseitigt. Auch Betonabplatzungen an dem Kirchturm wurden entsprechend behandelt.

7. Die Kirche wird 50 Jahre alt

Im Jahr 2012 jährte sich der Einweihungstag der Kirche zum 50. Mal. Dies musste natürlich entsprechend gewürdigt werden. Am 26. Mai wurde aus diesem Grund eine seit vielen Jahren ausstehende Kirchweih gefeiert. Unter der Beteiligung vieler Neudorfer Bürger, Gästen, geistlichen Würdenträgern und Bürgermeister Krätschmer aus Wächtersbach fand als Auftakt dieses Festes ein ökumenischer Gottesdienst unter Pfarrer Matthias Fischer für die evangelischen und Stefan Kümpel für die katholischen Christen auf dem Vorplatz der Kirche statt. Der Chor evangelischen Kirche Aufenau, die „Churchies“ sowie die „Gloria Singers“ der Chorgemeinschaft „Gloria“ Neudorf e.V. unter der Leitung von Doris Knobloch bereicherten gemeinsam musikalisch den Gottesdienst. Ein sich anschließender Umzug von der Kirche durch den Ort zum Dorfgemeinschaftshaus lieferte große Aufmerksamkeit und wurde von vielen Zuschauer beklatscht. Der Musikverein Bad Orb sorgte dabei für die musikalische Begleitung. Eine Ausstellung in dem großen Saal des Gemeinschaftshauses zeigte den Werdegang des Kirchenbaues chronologisch in Form von Bilderwänden auf und führte bei vielen Besuchern für Erstaunen und Freude über die alten Fotos. Ein großes Festzelt neben dem Gemeinschaftshaus lud zum Feiern und sich stärken ein. Die Band WKKW (Werth/Knobloch/Knobloch/Werth) sorgte für die Entsprechend Stimmung. Der Erlös aus der Kerb sollte für die Pflasterung des Kirchenvorplatzes sichergestellt werden, so die Vereinbarung der beteiligten Vereine.

8. Erneute Instandsetzung und Schaffung eines barrierefreien Zugangs zur Kirche und Friedhof

Bedingt durch eine Setzung des Fußbodens im Bereich des Taufbeckens im evangelischen Kirchenraum auf die Zwischendecke über der Leichenhalle entstanden Stolperstellen und stellten somit eine Unfallgefahr dar. Im Frühjahr 2012 wurde dieser Mangel behoben und gleichzeitig ein neuer Fußbodenbelag mit dunklen Fliesen verlegt.

Aufgrund des erhöhten Baues der Kirche auf einem ansteigenden Gelände und der damit verbundenen Erreichbarkeit nur über Treppenanlagen stellte diese Kirche für mobilitätseingeschränkte Kirchenbesucher eine schwere, wenn nicht sogar unüberwindbare Hürde dar. Um diesem Mangel zu begegnen und Abhilfe zu schaffen, konnte im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms eine Rampe mit geringer Neigung von dem Bürgersteig der Bad Sodener Straße zu dem Kirchenvorplatz durch Frau Gräbener von dem Planungsbüro Werneke geplant und von der Firma Becker aus Bibergemünd erstellt werden. Mit dieser Rampe wurde gleichzeitig eine ebene Verbindung zum Friedhof ermöglicht, so dass nunmehr auch dieser jederzeit ohne behindernde Stufen oder Absätze für alle Bürger barrierefrei zu erreichen ist.

9. Pflasterung des Kirchenvorplatzes und Einweihungsfeier

Von der Freitreppe führten zwei mit Waschbetonplatten belegte Wege jeweils zu den beiden Kircheneingängen über den Vorplatz. Dieser bestand ansonsten aus einem Splitt-Erde-Gemisch und wies aufgrund von sprießendem Unkraut einen nicht sehr ansprechenden Anblick auf. Auch im Bereich der Türeingänge stellten jeweils kleine Absätze eine gewisse Stolpergefahr dar. Deshalb verfestigte sich nach Erstellung der Rampe der bereits zur 50 Jahrfeier gehegte Wunsch, dass der gesamte Vorplatz gepflastert werden müsste um erstens eine gerichtete Ableitung des Oberflächenwassers zu gewährleisten, zweitens durch Angleichung an die Eingangsbereiche die Stolperstellen abzustellen, drittens eine optische Aufwertung des Vorplatzes und viertens eine befestigte und ebenmäßige Fläche zu bekommen. Nach Klärung der Finanzierung, u.a. auch im Rahmen eines Crowdfundig-Programms durch die Volks- und Raiffeisenbank Wächtersbach, konnte im Sommer 2018 mit den Arbeiten begonnen werden, die fast ausschließlich in Eigenleistung mehrerer Neudorfer Bürger sowie unter der fachtechnischen Leitung der Baufirma Krauße erfolgte. Die Stützmauern mussten aus Gründen der Unfallgefährdung mit einem Zaun aus Edelstahl versehen werden, um somit eine Absturzgefahr zu vermeiden. Im Bereich zwischen Pflaster und Stützmauern wurden Bereiche zum Anpflanzen mit Blumen oder anderen Gewächsen vorgesehen, um das Gesamtbild der Vorplatzfläche optisch aufzuwerten.

Am 05. Mai 2019 fand im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes die Einweihung dieser Baumaßnahme auf dem neu erstellten Festplatz unter Beteiligung mehrerer Neudorfer Bürger und Gäste statt. Pfarrerin Sarah Mahn dankte in ihrer Predigt allen Helfern und Spendern, die diese doch recht umfangreiche Maßnahme ermöglichte. In Rahmen einer Urkunde wurden diese aufgelistet und in einem Bilderrahmen zum Aushängen gefasst. Pfarrer Kümpel weihte anschließend den Kirchenvorplatz mit Weihwasser. Musikalisch wurde dieser Festakt durch die Chorgemeinschaft „Gloria“ Neudorf unter der Leitung von Doris Knobloch begleitet.

Bürgermeister Andreas Weiher von Wächtersbach würdigte in seinen Grußworten die ehrenamtliche Arbeit im Kirchenbereich sowie des eine Woche zuvor eröffneten Museums im ehemaligen Rathaus von Neudorf und übergab der Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Claudia Müller einen Briefumschlag, in dem ein gewisser Betrag für weitere Anpflanzungsmaßnahmen enthalten war. Auch der aus Biebergemünd angereiste Bürgermeister Manfred Weber fand anerkennende Worte für die erbrachte Leistung und überreichte ebenfalls einen gewissen Briefumschlag an den Vertreter der katholischen Kirchengemeinde Norbert Metzler.

In einem sich anschließenden gemütlichen Beisammensein konnte man seinen leiblichen Erfordernissen durch Bratwurst, mehrerer schmackhafter Salate sowie Getränke Genüge tun und auch den vom Neudorfer Weinverein angebauten Wein, das „Neudorfer Ratzewäldchen“, verkosten und die festliche Feier entsprechen ausklingen lassen.

Aufgrund der vielfach erbrachten ehrenamtlichen Leistungen, des großen Engagements vieler Neudorfer Bürgerinnen und Bürger, den u.a. auch in früheren Jahren gespendeten Geldbeträgen, ist es kaum nachvollziehbar, dass die Gottesdienstbesucherzahlen derart rückläufig geworden sind, dass Gottesdienste teilweise ausfallen müssen oder gar nicht erst angeboten werden. Eine entsprechende Würdigung wäre zu begrüßen.

10. Das Kreuz mit dem Kreuz

Angrenzend an die Kirche befindet sich der Friedhofsbereich. Er gliedert sich in den „alten“ und „neuen“ Bereich, siehe auch die Chronik zum Friedhof. Auf dem „alten“ Bereich wurde in früheren Jahren, wahrscheinlich mit Anlage dieses Friedhofbereiches, aus Buntsandstein ein Sockel errichtet, der ein ebenfalls steinernes Kreuz trägt. An diesem Kreuz hing ursprünglich eine hölzerne Jesusfigur, die im Laufe der Jahre aber unter der Witterung stark gelitten hatte und durch eine neue Figur aus Kunststoff ersetzt werden musste. Auch diese Figur, ebenfalls über mehrere Jahrzehnte der Witterung ausgesetzt, wies Risse auf und drohte von dem Kreuz zu stürzen.

Zur Vorbeugung einer völligen Zerstörung sowie zur Vermeidung einer Unfallgefahr von Friedhofsbesuchern durch herabfallende Teile, wurde diese Figur im Sommer 2019 vorsorglich von dem Kreuz abmontiert und in die Leichenhalle gelegt. Unser Kirchen- und ehemaliges Kirchenvorstandsmitglied Peter Lerch nahm sich dieser Figur an und renovierte sie im Juli/August 2019 mit viel Geduld und Enthusiasmus, so dass sie nunmehr wieder in neuem Glanz erstrahlt. Seitens des Denkmalschutzes durfte diese Figur jedoch nicht wieder an dem Kreuz auf dem Friedhof angebracht werden, da sie nicht den denkmalswürdigen Belangen entspricht. Ein neues Holzkreuz, das Norbert Metzler fertigte, brachten Peter Lerch, Frank Schneider und Norbert Metzler über dem Eingang der Leichenhalle an. Zusammen mit der daran befestigten, renovierten Christusfigur, dient dieses Kreuz, geschützt durch die Unbilden der Natur, unter der Überdachung der Parkplatzfläche hinter der Kirche, weiterhin den Kirchen- bzw. Friedhofbesuchern als Symbol des christlichen Glaubens.

 

Bildnachweis:

Fotos aus der Sammlung zur 50 Jahrfeier der Kirche, die uns dankenswerterweise von Einwohnern von Neudorf zur Verfügung gestellt wurden.
Rolf Dautrich
Elimar Goller

Quellennachweis:

Vermerk des Landeskirchenamtes der evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck vom 15.04.1959
Beschlussprotokolle der Gemeinde Neudorf vom 15.05.1959, 17.05.1959, 23.05.1959, 23.05.1960, 18.07.1970
Schreiben der Evangelisch-lutherischen Pfarramt Aufenau an die Gemeindevertretung der Gemeinde Neudorf vom 22.05.1959
Schreiben des Katholischen Pfarramt Aufenau an den Bürgermeister der Gemeinde Neudorf vom 04.07.1959
Aktennotiz des Dipl.-Ing. R. Schick, Bischöfliches Ordinariat Fulda, Bauabteilung vom 20.11.1959
Auszug aus dem Protokollbuch des Kirchenvorstandes der katholischen Kirchengemeinde Aufenau vom 25.07.1960
Schreiben des Evangelisch-lutherischen Pfarramt Aufenau an die Gemeindevertretung der Gemeinde Neudorf vom 11.08.1961
Schreiben der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck an das Bischöfliche Generalvikariat Fulda vom 26.09.1961
Heimat-Jahrbuch des Kreises Gelnhausen 1965: Das Kirchspiel Aufenau und die neue Doppelkirche Neudorf, Autor: Martin Schäfer
„Zur Entstehungsgeschichte der Kirche“ von Doris Knobloch und Elimar Goller

Zeitungsartikel:

Gelnhäuser Neue Zeitung vom 08.09.2005 und 06.05.2019
Mittelhessen Bote vom 14.09.2005 und 08.05.2019

Elimar Goller

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