Forstmeister von Gelnhausen

25. Juni 1489

Heinrich und Balthasar Küchenmeister erhalten die lißbergischen Lehen (Regest-Nr. 7781)

Landgraf Wilhelm [III.] belehnt die Brüder Heinrich und Balthasar Küchenmeister auf ihr Ansuchen in Ansehung treuer Dienste aus besonderer Gunst und Gnade mit den heimgefallenen Lißbergischen Lehen, nämlich Dorf und Gericht Aufenau, sowie einem Gut beim Dorf, dem Dorf Neudorf und dem Hau, einem Gut zu Neudorf, auf dem früher die Hartkäse saßen, den Gütern zu Wächtersbach und anderen Gütern mit dem Wydach samt allem Zubehör und Gerichten, wie die Brüder Friedrich und Heinrich Forstmeister sie innehatten und ihre Vorfahren sie von der Herrschaft Lißberg zu Lehen trugen als Mannlehen. Falls es weitere Lißbergische Lehen im Gericht Aufenau gibt, sollen sie diese ebenfalls zu Lehen empfangen. Dornstag nach sant Johans Baptisten tag.

Abschrift: Staatsarchiv Darmstadt, E 14 G, Nr. 2/1 fol. 74v.

Regest: Wolf, Lehenhof Landgraf Wilhelms III. S. 52, Nr. 201.

Die Geschichte des Geschlechts der Forstmeister

Die Ursprünge der 1239 erstmals urkundlich erwähnten Forstmeister von Gelnhausen liegen in der staufischen Kaiserpfalz Gelnhausen, wo sie einen Burgsitz besaßen und der damit verbundenen Verwaltung des Forstes Gelnhausen und des damit zeitweilig verbundenen Reichsforstes Büdingen. Im Büdinger Wald hatten sie bis 1395 das Amt des Reichsforstmeisters inne. Aus dem Zubehör der Gelnhäuser Reichsburg besaßen sie Güter und stellten dort mehrere Burggrafen. Die Forstmeister von Gelnhausen waren ursprünglich Ministeriale. Im Laufe der Zeit wurde die Amtsbezeichnung „Forstmeister von Gelnhausen“ (auch: „Forstmeister zu Gelnhausen“) zum Familiennamen.

Der Volksmund verbindet die Herkunft der Familie mit einer Sage. Demnach habe Kaiser Friedrich Barbarossa als Belohnung für die Rettung aus Lebensgefahr bei einer Jagd dem Forstmeister soviel Land geschenkt, wie er an einem Tag umreiten konnte.[1]

Im 15. Jahrhundert änderten sich die Besitzverhältnisse wesentlich. Den Grafen von Isenburg war es zu dieser Zeit gelungen, die Nutzungsrechte über den Büdinger Wald, die zuvor bei dem Forstmeister und den zwölf reitenden Förstern lagen, allmählich an sich zu bringen.[2] 1484 verkaufte Balthasar Forstmeister von Gelnhausen für 1460 fl. Frankfurter Währung das Reichsforstmeisteramt mit allen Rechten an Ludwig II. von Isenburg-Büdingen.[3] Die Bedeutung der Pfalz ging im späten Mittelalter stark zurück, sodass sie schließlich verpfändet wurde, zunächst an die Grafen von Schwarzburg, später gemeinsam an die Grafen von Hanau und die Kurpfalz.

Herrschaft

Bereits zuvor war es der Familie Forstmeister von Gelnhausen im 14. Jahrhundert gelungen, eine kleine Territorialherrschaft im Kinzigtal bei Wächtersbach um die Orte Aufenau und Neudorf zu errichten (Herrschaft Aufenau).[4] Die Forstmeister erhielten diese Orte zunächst 1364 als lißbergisches, seit deren Aussterben 1399 als rodensteinisches Lehen.[5] Mit dem Aussterben der Rodensteiner 1671 betrachteten sie den Besitz, der in der mittelrheinischen Reichsritterschaft in der Reichsburg Friedberg korporiert war, als reichsunmittelbar.[6]

Mittelpunkt der äußerst kleinen Herrschaft Aufenau an der Mündung der Bracht in die Kinzig war das Schloss beim heutigen Hof Kinzighausen, meist Blaues Wunder genannt.[7] Die Herrschaft umfasste gerade 10 Quadratkilometer und wenig mehr als 100 Häuser.

Niedergang

Die kleine Herrschaft zwischen Vogelsberg und Spessart, deren Einkünfte ganz wesentlich aus landwirtschaftlichen Gütern stammten, reichte in der Neuzeit nicht mehr aus, um die Familie standesgemäß zu versorgen. Dies wird greifbar mit Johann Philipp Forstmeister von Gelnhausen (1681–1740), der sich vornehmlich wegen der Ausstattung zahlreicher Familienmitglieder verschuldete. Sein Nachfolger Franz Ludwig Forstmeister von Gelnhausen konnte die Schulden nicht mehr bedienen. 1752 wurde auf Veranlassung von Kaiser Franz I. eine kaiserliche Debitkommission eingerichtet, welche die Finanzen beaufsichtigte. Damit beauftragt wurde die Rheinische Ritterschaft. Franz Ludwig entging der Zwangsverwaltung nur deshalb, weil sein Besitz unangemessen hoch eingeschätzt wurde. Sie wurde aber eingeführt, als mit seinem Tod 1763 der Schuldenstand offenbar wurde und Karl Franz Forstmeister von Gelnhausen (1747–1787) das Erbe antreten wollte. Die Verwaltung lag nun wiederum bei der Rheinischen Ritterschaft unter Führung des Friedberger Burggrafen Franz Heinrich von Dalberg.[8]

1780 schließlich musste Karl Franz die Herrschaft an Kurmainz verkaufen, da er trotz der Zwangsverwaltung die Schulden nicht bezahlen konnte. Er sollte zudem die lukrative Amtmannstelle im Amt Orb, Burgjoß und Hausen sowie die Stellung eines kurfürstlichen Geheimen Rates erhalten. Der Verkauf verzögerte sich durch verschiedene rechtliche Schwierigkeiten aber bis zu seinem Tod 1787, unter anderem, da der Verkauf einem Privileg Kaiser Leopolds über den Verkauf ritterschaftlicher Güter widersprach. Der Kaufpreis betrug schließlich 184.000 fl., während die Familie mit 134.000 fl. verschuldet war.

Das Geschlecht der Forstmeister von Gelnhausen erlosch wenige Jahre später 1814 mit dem Tod des Karl Friedrich Forstmeister von Gelnhausen, letzter Landkomtur der DeutschordensBalleien Koblenz und Schwaben-Elsass-Burgund.

Quelle: Wikipedia

Reichsdebitverwaltung

für die Freiherren Forstmeister von Gelnhausen

… aus Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte (ZHG) Band 109 (2004), S. 95-113

Die Herren Forstmeister von Gelnhausen, ein altes Ministerialengeschlecht, hatten fast im gesamten Mittelalter das Reichsforstmeisteramt im Büdinger Wald inne, bis Balthasar F. v. G. (belegt 1446-1505) es mit allen Rechten am 10. Juni 1484 dem Grafen Ludwig II. von Ysenburg und Büdingen (1442-1511) für 1460 Gulden (fl.) Frankfurter Währung verkaufte.

Die Forstmeister von Gelnhausen mit ihrem Stammsitz in der Burg Gelnhausen besaßen darüber hinaus zahlreiche Güter, die aus dem Zugehör dieser Reichsburg kamen. Vor allem aber eigneten sie über viele Jahrhunderte mit den Dörfern Aufenau und Neudorf, zunächst auch Hain und dem kleinen Regierungssitz Kinzighausen ein reichsunmittelbares Territorium. Es lag im damals feuchten Auengrund am Zusammenfluß von Bracht und Kinzig zwischen den hügeligen Ausläufern von Vogelsberg und Spessart, wurde von der alten Frankfurt-Leipziger Handelsstraße durchzogen und umfaßte ca. 1000 ha, hatte wenig mehr als 100 Häuser – ein winziger Flecken auf der buntgewürfelten Landkarte des Alten Reiches.

Die Stauferkönige beliehen wohl die Edelherren von Lißberg in der Wetterau, die oft in ihrem Gefolge zu finden sind, mit diesem alten Reichsgut in und bei Aufenau. Bei ihrem Aussterben im Mannesstamm 1399 erbten es die Herren von Rodenstein im Odenwald. Schon um 1350 verliehen die von Lißberg diesen ihren Allodialbesitz Friedrich F. v. G. (belegt 1327-1360). Erhalten ist die Lehensurkunde des Friedrich von Lißberg vom 30. September 1364, mit der er dessen Söhnen Johann F. v. G. (belegt 1360-1393) und dessen Bruder Konrad verleiht.

Nach dem Aussterben der Herren von Rodenstein mit dem Tod Georg Friedrichs 1671 betrachteten die Freiherrn Forstmeister von Gelnhausen das kleine Territorium Aufenau/Neudorf, das der Mittelrheinischen Reichsritterschaft Burg Friedberg inkorporiert war, als ihr Eigentum. Karl Franz F. v. G. (1747-1787) mußte es schließlich im Jahre 1780 wegen übermäßiger Verschuldung der Familie an das Kurfürstentum Mainz verkaufen.

Von diesem Ende der kleinen ritterschaftlichen Herrschaft, das im Staatsarchiv Würzburg dokumentiert ist und den besonders für die mindermächtigen Reichsstände in der Frühen Neuzeit charakteristischen Finanzproblemen soll hier gehandelt werden.

Johann Philipp Forstmeister von Gelnhausen (1681-1740) mit Johann Philipp F. v. G., der 18 Wochen nach seines Vaters Tod das Licht der Welt erblickte und am 5. Oktober 1740 nach langer Krankheit im mainzischen Schloß Hausen starb, begann der finanzielle Abstieg des forstmeisterschen Hauses. Über das Leben keines anderen Mitglieds der Familie wissen wir so viel wie über das seine, können wir doch die bei Reinhard Eustachius Möller in Frankfurt am Main gedruckte Leichenpredigt nachlesen, die der protestantische Pfarrer in der Burg und Rektor in der Stadt Gelnhausen Philipp Helfrich Willemer am 30. Oktober 1740 in der Burgkapelle Gelnhausen hielt, der, wie bei dieser Literaturgattung üblich, ein ausführlicher Lebenslauf – die Personalia mit ritterschaftlicher Ahnenprobe – angehängt ist.

Verkäufliche Werke

über die nachfolgenden Themen und darüber hinaus, können Sie hier erwerben. Sie werden zur entsprechenden Website des HGV Wächtersbach weitergeleitet.

  • Das fortmeistersche Ländchen Aufenau/Neudorf – ein Stand des Alten Reiches (Vortrag mit Lichtbildern im Rahmen der Tagung des Zentrums für Regionalgeschichte im Main-Kinzig-Kreis am 16. Oktober 2014 in Wächtersbach-Aufenau von Jürgen Ackermann.
  • Die überschuldeten Freiherren Forstmeister von Gelnhausen müssen ihre reichsunmittelbare Herrschaft Aufenau verkaufen. Das typische Schicksal eines mindermäßigen Standes am Ende des alten Reiches von Jürgen Ackermann.
  • Der Streit um das Jagdregal zwischen der Familie Forstmeister von Gelnhausen und den Grafen von Ysenburg und Büdingen von Walter Nieß.